Stagnierende Wunden: 5 Anzeichen für eine Wundheilungsstörung – und wie Sie reagieren müssen

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Warum manche Wunden „stehen bleiben“

Nach einem Schnitt, einer Schürfung oder einer Operationsnaht läuft im Körper ein präzise getaktetes Programm ab: Zuerst wird die Blutung gestoppt, dann reguliert das Immunsystem die Entzündung, anschließend bildet sich neues Gewebe, und am Ende schließt Epithel die Oberfläche. Gerät eine dieser Phasen aus dem Takt, sprechen Fachleute von einer Wundheilungsstörung. Häufige Treiber sind eine unzureichende Durchblutung, schlecht eingestellter Diabetes, Tabakkonsum, Mangelernährung, Dauerdruck auf das Gewebe oder Medikamente wie Kortison und Immunsuppressiva. Auch lokale Faktoren wie Fremdkörper, eine zu trockene oder zu feuchte Umgebung und ungeeignete Verbände können den Prozess ausbremsen. Wer die Frühzeichen kennt, kann schneller handeln und das Risiko für Komplikationen senken. Gerade bei stark nässenden Wunden lohnt ein Blick in den praxisnahen Ratgeber „Nässende Wunde – was tun?“, der Ursachen, Sofortmaßnahmen und Feuchtemanagement kompakt erklärt: Ratgeber zu nässenden Wunden.

Anzeichen 1: Rötung und Überwärmung, die nicht abklingen

Eine frische Wunde darf anfangs gerötet und warm sein. Alarmierend wird es, wenn die Rötung nach einigen Tagen nicht zurückgeht, sondern sich ausdehnt, die Haut glänzt, deutlich überwärmt ist und druckschmerzhaft reagiert. Häufig signalisiert das eine fortschreitende Entzündung oder Infektion, die den Reparaturmodus blockiert. Auch ein wieder zunehmender, pulsierender Schmerz, der eigentlich hätte abnehmen sollen, spricht dafür, dass die Abwehr mehr Energie bindet als die eigentliche Heilung. Tückisch ist, dass Schmerzen bei Neuropathien – etwa im Rahmen eines Diabetes – abgeschwächt sein können; die Hautzeichen bleiben dann die verlässlichsten Warnhinweise.

Anzeichen 2: Übel riechendes, verfärbtes oder plötzlich reichliches Sekret

Feuchte Wundheilung ist erwünscht, denn Exsudat transportiert Zellen, Nährstoffe und Wachstumsfaktoren. Problematisch wird es, wenn die Flüssigkeit dicklich, grünlich oder bräunlich wird, streng riecht oder den Verband in kurzer Zeit durchnässt. Das spricht für eine kritische Keimbelastung oder Biofilm, die die Granulation hemmen. Jetzt gilt es, gewebeschonend zu reinigen und das Feuchtigkeitsmilieu zu stabilisieren. Moderne Schaumverbände spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie nehmen überschüssiges Exsudat zuverlässig auf, erhalten ein physiologisch feuchtes Milieu und polstern gegen Druck und Reibung. Eine kompakte Übersicht zu Materialien, Formen und Einsatzgebieten finden Sie hier: Schaumverbände – Überblick.

Anzeichen 3: Stillstand der Wundgröße oder neues Absterben von Gewebe

Eine gut laufende Heilung zeigt sich durch rosiges, feinkörniges Granulationsgewebe und eine messbare Verkleinerung der Wunde. Wenn die Fläche über Wochen unverändert bleibt, Ränder unterminieren, sich Taschen bilden oder harte, schwarze Beläge entstehen, ist das ein klares Alarmsignal. Ohne ausreichende Durchblutung und Sauerstoffzufuhr stagniert jede Reparatur. Lokal bedeutet das: Beläge entfernen, Keimlast reduzieren, Feuchte balancieren und die Ränder schützen. In dieser Phase bewähren sich saugstarke, atraumatisch zu wechselnde Schaumauflagen, die das Exsudat vertikal binden und die Umgebungshaut vor Mazeration schützen.

Anzeichen 4: Zunehmender Schmerz, Schwellung oder neue Druckempfindlichkeit

In der Regel lässt der Wundschmerz nach. Wird er plötzlich stärker, pulsierend oder brennend, oder treten neue Schwellungen auf, kann ein Hämatom, Serom oder eine beginnende Abszessbildung dahinterstecken. Zusätzliches Spannungsgefühl, Überwärmung oder ein pochender Charakter des Schmerzes sind Hinweise, dass der Körper eher kämpft als repariert. Systemische Zeichen wie Fieber oder Schüttelfrost machen die Sache dringlich und gehören ärztlich abgeklärt. Parallel dazu hilft eine konsequente Druckentlastung, denn jeder dauerhafte Druck reduziert die Mikrozirkulation und fördert das Fortschreiten der Störung.

Anzeichen 5: „Bunte“ Wundfläche ohne gesunde Granulation

Der Blick aufs Gewebe verrät viel: Gesundes Granulationsgewebe ist feucht-rot und fein gekörnt. Gelbliche Schmierbeläge deuten auf Fibrin und Biofilm, schwarze Areale auf Nekrose, grünliche Töne auf bestimmte Keime, aufgeweichte, weißliche Ränder auf Mazeration. Wenn die Epithelisierung vom Rand her ausbleibt, die Ränder eingerollt erscheinen oder wiederholt kleine Einrisse auftreten, ist die Dynamik gestört. Dann gilt es, das Setting neu zu justieren: reinigen, Debridement erwägen, passendes Exsudatmanagement wählen, Ränder schützen und Druck aus der Fläche nehmen.

So reagieren Sie richtig: strukturiertes Vorgehen statt „abwarten“

Der erste Schritt ist eine sanfte, aber konsequente Reinigung mit körperwarmen, gewebeschonenden Lösungen. Danach folgt die Beurteilung von Grund, Rändern und Umgebungshaut: Gibt es Beläge, Taschen, nekrotische Areale, Anzeichen für Unterversorgung? Je nach Befund kommt autolytisches, mechanisches oder chirurgisches Debridement infrage. Parallel wird das Feuchtemanagement passgenau eingestellt. Bei mäßig bis stark nässenden Wunden sind absorbierende Schaumverbände mit atraumatischer Haftschicht und sicherem Randabschluss ideal, weil sie Sekret aufnehmen, die Ränder trocken halten und beim Wechsel die zarte Granulation nicht beschädigen. Ein praxisnahes Beispiel für diese Kategorie sind silikonbeschichtete Allround-Schaumauflagen mit weichem Haftrand und solider Saugkapazität wie ALLEVYN Schaumverbände, die es in unterschiedlichen Formen für verschiedene Körperregionen gibt.

Produktbeispiel aus der Praxis: Schutz, Saugkraft und atraumatischer Wechsel

Für nässende, mechanisch belastete Areale – etwa an Ferse, Schienbein oder Sakralbereich – bewähren sich mehrlagige Schaumauflagen mit weichem, hautschonendem Haftrand. Sie minimieren Reibung, nehmen Exsudat auf und halten das Milieu stabil. Wichtig ist, dass die Auflage beim Wechsel nicht an frisch gebildetem Gewebe „klebt“, damit die Heilung nicht jedes Mal zurückgeworfen wird. Eine verbreitete Lösung mit diesen Eigenschaften sind moderne Silikon-Schaumverbände wie DracoFoam, die in unterschiedlichen Größen und Zuschnitten verfügbar sind und so an anatomisch schwierige Stellen angepasst werden können.

Drumherum denken: Druckentlastung, Durchblutung, Stoffwechsel, Hautschutz

Selbst die beste Auflage scheitert, wenn die Wunde ständigem Druck ausgesetzt ist. Deshalb gehören Lagerungswechsel, druckentlastende Hilfsmittel und passendes Schuhwerk – insbesondere bei Fußulzera – zur Therapie. Ebenso entscheidend ist die Durchblutung: Kalte, blasse oder livide Hautränder und ausbleibende Kapillarfüllung sprechen für ein Gefäßproblem, das ärztlich abgeklärt werden sollte. Auf systemischer Ebene braucht Heilung Energie und Bausteine: Eiweiß, Vitamine, Spurenelemente und ausreichend Kalorien. Eine stabile Blutzuckereinstellung verbessert Immunfunktion und Gewebsregeneration. Die Umgebungshaut wird mit parfümfreien, rückfettenden Produkten gepflegt; Fixierungen sollten hautschonend sein, damit beim Abziehen keine Schädigungen entstehen.

Wann Sie ärztliche Hilfe einbinden sollten

Sobald sich Rötung ausbreitet, übler Geruch auftritt, Schmerzen deutlich zunehmen, Fieber dazukommt oder nekrotische Areale sichtbar werden, ist eine ärztliche Beurteilung nötig. Auch Wunden, die trotz korrekter häuslicher Versorgung nach zwei bis drei Wochen keine Verkleinerung zeigen, gehören abgeklärt. Möglicherweise steckt eine tieferliegende Infektion, ein Fremdkörper, ein Gefäßproblem oder eine unerkannte Stoffwechselstörung dahinter. Interdisziplinäre Zusammenarbeit – Hausarztpraxis, Gefäß- oder Diabetologie, professionelles Wundmanagement – beschleunigt den Weg zurück in einen geordneten Heilungsverlauf.

Fazit: Früh erkennen, gezielt handeln

Wundheilungsstörungen kündigen sich selten spektakulär an; es ist die Summe der Zeichen – anhaltende Rötung und Wärme, verändertes oder starkes Exsudat, Stillstand der Wundgröße, neue Schmerzen oder Schwellungen sowie eine „bunte“, nicht granulierende Wundfläche. Wer diese Muster erkennt, kann konsequent reagieren: reinigen, Debridement erwägen, Feuchte präzise steuern, Ränder schützen, Druck entlasten, Stoffwechsel stabilisieren – und bei Warnsignalen medizinische Hilfe einbeziehen. Moderne Schaumverbände helfen, das Milieu verlässlich zu führen und die zarte Granulation zu schützen; fundiertes Hintergrundwissen liefert der verlinkte Ratgeber, konkrete Lösungen zeigen die Beispielprodukte. So wird aus einer stagnierenden Wunde wieder ein Prozess, der Schritt für Schritt vorankommt.

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